Freitag, 26. Juli 2013

Das mörderische Wiegenlied - eine Pokemon CreepyPasta

Du glaubst, Pummeluffs Gesang ist entspannend? Du glaubst, er beschert dir ruhige Nächte..? Nach dieser Geschichte wirst du anders denken..sei gewarnt..lausche dem Wiegenlied nie zu lange!

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Alles fing damit an, dass ich eines Abends Lust bekam, meine blattgrüne Edition wieder zu spielen. Bisher hing ich seit fast einem halben Jahr an Weiss 2, doch diese machte mir einfach nicht soviel Freude wie die älteren Editionen. Nach einigem Suchen fand ich meine Blattgrün in einer Tasche, zusammen mit dem alten Pokedex. Ich konnte mich nicht erinnern, die Dinge dort untergebracht zu haben, aber das war nicht weiter bedenklich- mein Erinnerungsvermögen war sowieso nicht das Beste.
Da ich am liebsten im Dunkeln spielte, machte ich das Licht aus, kuschelte mich aufs Sofa und startete den DS. Ich konnte es kaum erwarten, mein altes Team wiederzusehen. Die Startmelodie ließ mich stutzen. Sie hörte sich irgendwie viel zu hoch an. Doch ich schob diesen Gedanken von mir. Wahrscheinlich hatte ich sie nur nicht mehr richtig im Kopf! Ich klickte auf meinen Spielstand und fand mich in Lavandia wieder. Ich konnte mich nicht erinnern, hier aufgehört zu haben. Aber auch das tat ich mit meinem schlechten Gedächtnis ab. Schließlich rief ich mein Pokemonteam auf. Mein Glutexo stand an erster Stelle, dicht gefolgt von Tauboga und meinem kleinen Pummeluff, das erst auf Level zehn war.
So weit, so gut. Ich betrat den Pokemonturm, welcher mich schon in Gelb immer sehr angezogen hatte und verfolgte die feste Absicht, mir ein Nebulak zu fangen. Meinen Rivalen hatte ich schon besiegt, also musste ich mir deshalb keine Sorgen mehr machen.
Die ersten Stockwerke waren ganz normal, nichts Auffälliges. Abgesehen vom Ton, der sich ab und zu verzerrte. Aber da ich das Spiel schon seit einiger Zeit hatte, dachte ich, das wären einfach Zeichen von Altersschwäche.
Nach einiger Zeit gelangte ich in den obersten Stock und hier ging der Spuk dann los. Als ein Alpollo auftauchte, war plötzlich mein Pummeluff an erster Stelle und wurde somit in den Kampf geschickt. Verdutzt starrte ich den DS an, beließ es aber dabei. Sicher nur ein Spielfehler. Ich wählte das Feld ‘Pokemon’ aus, doch statt dem Aufploppen des Pokemonteams tauchte dieser Text auf: “Auswahl nicht möglich.”
Das war schon irritierend genug. Ich hätte auf mein mulmiges Bauchgefühl hören sollen, doch meine Neugier war natürlich wieder größer. Also ließ ich das Pummeluff im Kampf und wählte die Attacke Gesang aus. Statt der eigentlich erwarteten Melodie erklang ein fürchterlicher Ton, als würde jemand mit einem rostigen Nagel über eine Tafel kratzen und das in einer Tonhöhe, die mir Kopfschmerzen bereiteten. Schnell schob ich den Tonregler nach links, doch der Ton ging weiter. Mein unwohles Gefühl wich einem Anflug von Angst. Mein Verstand sagte mir, dass das alles gar nicht sein konnte. Und doch sahen meine Augen es. Ich klappte den DS zu und warf ihn zum anderen Ende der Couch, warf ein Kissen drüber und starrte den kleinen Hügel wie gebannt an, bis der Ton schließlich erlosch. Einige Sekunden lang blieb ich reglos sitzen, ehe ich laut loslachte, um meine Angst zu überdecken, die so lächerlich war! Immerhin war es nur ein Spiel! Genau mit diesem Gedanken holte ich den DS wieder zu mir und klappte ihn wieder auf. Doch der angezeigte Bildschirm ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Er war komplett schwarz geworden, bis auf zwei Dinge: Das Pummeluff war das eine, doch nun sah es anders aus. Seine rosa Färbung war weiss geworden und statt der niedlichen blauen Augen waren da jetzt zwei schwarze Augen mit leuchtend roter Iris. Ich musste schlucken, fokussierte den zweiten Fleck. Auch das Alpollo war weiss geworden, es war offenbar besiegt, verschwand aber nicht sondern blieb dort liegen. Die Textbox ploppte erneut auf: “Alpollo wurde getötet.”
Fassungslos starrte ich den Bildschirm an. Getötet? Dieses Wort existierte doch gar nicht in den Pokemon Spielen! Außerdem hatte Pummeluff doch nur Gesang eingesetzt? Das ergab alles keinen Sinn, ganz abgesehen davon, dass mich allmählich wirklich Angst packte. Das Pummeluff verschwand im dunklen Hintergrund, einen Moment lang leuchteten die roten Ringe seiner Augen bedrohlich auf. Danach wurde der Bildschirm für ein paar Sekunden schwarz.
Obwohl ich Angst hatte, konnte ich nicht abschalten. Wie hypnotisiert starrte ich auf den DS, was würde wohl als nächstes passieren? Längst hatte ich gemerkt, dass es hier alles andere als mit rechten Dingen ablief. Doch war ich so fasziniert von allerhand unheimlichem Zeugs, dass ich hier nicht anders konnte als weiterzumachen.
Als der Bildschirm wieder heller wurde, stand mein Spielcharakter vor dem Turm Lavandias. Etwas war anders: Der violette Farbton war verschwunden, stattdessen lag ein roter Farbschleier über der Stadt. Es fröstelte mich, unwillkürlich musste ich an Blut denken. Ich steuerte meine Figur durch die Stadt und betrat das Haus des Namensbewerters. Der Anblick hier ließ meinen Atem stocken. Die Wände waren rot beschmiert, in der Mitte des Raumes lag der Namensbewerter, ebenso weiss wie Alpollo vorhin im Turm. Ich bekam wieder Angst und glaubte, Schritte zu hören. Hastig schaltete ich das Licht an und sah mich um, den DS immer noch in der Hand. Diesen ließ ich in der nächsten Sekunde fast fallen, als ein schriller Ton aus ihm entwich. Mein Herzschlag setzte aus und mein Blick huschte wieder auf den Bildschirm. Ich hatte den leblosen Körper angesprochen.
Der Ton- den ich nun als Schrei erkannte- verstummte und die Textbox klappte ein weiteres Mal auf: “Stoppt das Wiegenlied!”
Irritiert drückte ich den B-Knopf und blieb erstmal stehen. Welches Wiegenlied? Es war doch gar kein Ton zu hören. Mein Blick wanderte zur Uhr, es war weit nach Mitternacht. Langsam sollte ich schlafen gehen. Ich speicherte mein Spiel und machte den DS aus. Morgen würde sicher alles wieder normal sein!

Es dauerte nicht lange, bis ich eingeschlafen war. Aber schlief ich wirklich? Ich fand mich in einem Waldstück wieder. Nach kurzem Umsehen erkannte ich den Vertania Wald. Okay, ich musste träumen. Wie sonst sollte ich hierher kommen?
Ich wagte mich ein paar Schritte nach vorne, da sprang mir ein Mauzi in den Weg. Ich wich einen Schritt zurück, es sah so aus, wie die Pokemon im Spiel- weiss und mit leeren Augen.
Unwillkürlich griff ich an meinen Gürtel, an dem sich wie von Zauberhand ein Pokeball befand. Ich hatte die ungute Vorahnung, dass mein Pummeluff mein Begleiter war. Mauzi sprang in meine Richtung und nur im letzten Augenblick konnte ich ausweichen.
“Du bist dran!”, rief ich und warf den Pokeball. Wie ich mir schon gedacht hatte, erschien mein mittlerweile einfach nur noch gruseliges Pummeluff. Sofort wurde mir kalt und ich wich noch einen Schritt zurück. Bevor ich dem Pummeluff irgendetwas sagen konnte, wandte es seine leeren, doch bedrohlich roten Augen mir zu und kam im Gleichschritt mit dem Mauzi näher. Abwechselnd blickte ich die Beiden an. Das Gesicht des Katzenpokemons verzog sich zu einer verrückt grinsenden Grimasse, Pummeluff fing sein Wiegenlied wieder an. Im Gegensatz zu vorhin im Spiel verstand ich allerdings den Text.
“Die, sleep forever,
die, go away
die, stay lonely
Go to sleep, close your eyes
You can’t wake up next morning
Forever is our revenge
Forever is your sleep
Forever is your death”

Pummeluff wiederholte dieses Lied immer und immer wieder. Schmerz brannte in meinen Eingeweiden. Ich schrie. Und schrie. Doch niemand hörte mich. Ich verlor das Bewusstsein...

“Wie sieht es aus, Doktor?”, fragte meine Mutter einen weißgekleideten Mann, der von seinem Klemmbrett aufblickte, einen kurzen Blick auf mich warf und dann den Kopf schüttelte.
“Ich fürchte, sie muss noch viel länger hier bleiben. Sie wacht Nachts immer noch schreiend und mit neuen Verletzungen auf”, gab der Arzt bedauernd zurück. Die Tür schloss sich. Zurück blieb eine Person, die nicht mehr wusste, wer sie war. Gefangen, in einer Welt in der sie nicht sein wollte.

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